Wohnhaus in Maienfeld, Graubünden
Realisierung 2011/12
Das Grundstück, ein langgezogenes Rechteck, schliesst nordostseitig an die Quartierstrasse der heterogen gewachsenen Wohnsiedlung an. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite endet das Grundstück nach einem steilen Abhang auf einem tieferen Niveau, das mit zur Pferdeweide gehört. Ein Bachlauf bildet hier die Grenze. Ein naturbelassener Auenwald bedeckt den ursprünglich durch den Flusslauf des Rheins entstandenen Steilhang.
In dieser Situation sucht der Neubau, sich in den mächtigen Baumbestand einordnend, seinen Platz an der Hangkante. Ein schmaler Fahrweg entlang der Grundstücksgrenze verbindet das neue Haus mit der Quartierstrasse.
Dem Hangverlauf folgend werden drei unterschiedliche Geschosse ausgebildet. Das auf alle Seiten sich pavillonartig öffnende Wohngeschoss sitzt weit auskragend auf der oberen Ebene. Darunter liegt eine zweite Wohnebene mit Privaträumen.
Der beinahe vollständig geschlossene Sockel reicht bis an den Hangfuss. In Analogie zur traditionellen Terrassierung der regionalen Rebberge greifen die Stützmauern dieses untersten Geschosses seitlich weit aus. Auf diese Weise verankern sie das Haus im Hang und bilden Aussenwohnräume.
Vier asymmetrisch angeordnete Pfeiler und der Innenkern tragen das mächtige, allseits leicht abfallende Dach aus roh belassenem Beton. Schützend breitet es sich über die darunter liegenden, gegen aussen von beweglichen Glasfronten gefassten Innenräume. Die reduzierte Tragstruktur und das Grundrisslayout sind dem offenen Wohnen verpflichtet.
Durch die raumhohe Verglasung werden die nahen Bäume zum beinahe physisch greifbaren Teil des Innenraums. Nebst der Baumstellung bestimmten Topografie und Ausblicke die Raumdisposition. Der ebenerdige Eingang wendet sich zur Strasse. Die Halle wird flankiert von einem Vestiaire und einem Arbeitszimmer. Einige Stufen tiefer liegt die Wohnebene mit Wohn-, Ess- und Kochbereich. Die weiten Ausblicke übers Tal und in die Berglandschaft werden hier von Baumkronen gefasst. Das Geäst von zwei Eichen bildet die stimmungsvolle Kulisse hinter den Glasfronten des Schlafzimmers.
Eine lange Treppe aus Eichenholz erschliesst die untere Etage. Im Kontrast zum Hauptgeschoss sind hier die talseitigen Gebäudeecken nach innen geklappt. Dadurch entstehen geschützte, intime Zimmer mit vorgelagerten gedeckten Aussenräumen. Bergseitig im Erdreich liegen Keller- und Technikräume. Die westliche Terrasse weitet sich seitlich zu einem offenen Plateau mit einem Sitzplatz unter den Ästen einer Wildkirsche. Eine Aussentreppe verbindet ihn mit dem oberen Geschoss.
Die in Beton gegossenen Wände des Gebäudesockels klammern sich in den Hang, das Haus gleichsam vor Ort verankernd. Plastizität und Gliederung erhält die Betonsockelwand durch die in die Wand eingelassene Aussentreppe. Sie führt zu einem Aussengeräteraum und zum unteren Niveau der Pferdeweide.
Tektonischer Aufbau und Fassadenausdruck sind eng verbunden. Die in Beton gegossene Gebäudestruktur, bestehend aus Dach, Stützen und Wandscheiben, bestimmt zusammen mit den dazwischen gespannten, grossenteils verschiebbaren Fensterelementen die äussere Erscheinung. Die Materialisierung der Innenräume nimmt sich zurück, um die Schönheit der umgebenden Vegetation nicht zu konkurrenzieren, sondern auch im Innern wirken zu lassen.
Sockelleisten aus Eiche schützen den glatten Verputz der Wände und verbinden das offene Raumgefüge geschossübergreifend. Den Glasfronten entlang setzen leichte Stoffvorhänge das durch die Baumkronen initiierte Spiel der Ein- und Ausblicke fort.
Neubau Wohnhaus in Maienfeld, Graubünden
Planung und Ausführung 2011/12
Bauherr: privat